Publikationsliste
Sammelband:
„An Konflikten Wachsen oder Scheitern? Beiträge zur Reflexion eines komplexen Phänomens“
Katrin Großmann, Maria Budnik, Annegret Haase, Christoph Hedtke, Alexander Krahmer (Hrsg.)
Wenn Konflikte auftreten, werden sie von den Beteiligten meist als Belastung erlebt, als Moment des Scheiterns. Aus einer konflikttheoretischen Perspektive ist dagegen der Gedanke bekannt, dass man an Konflikten auch wachsen kann. Es wird angenommen, dass Konflikte zu gesellschaftlichen Veränderungen beitragen können und Gesellschaften bewegen. Ob diese Veränderungen aber auch immer ein Wachsen im Sinne einer Verbesserung sind, bleibt offen.
Dieser Band fragt, wie wir soziale Konflikte besser verstehen können, wie sie erlebt werden, was sie bewirken und wie wir lokalen Konflikten begegnen können. Die Autoren und Autorinnen reflektieren in Gesprächen, Standpunkten und Essays die Frage nach dem Wachsen und Scheitern. Sie beschreiben dabei die Komplexität des Phänomens Konflikt, seine unterschiedlichen Facetten und seine Prozesshaftigkeit. Der Band versammelt Beiträge aus Wissenschaft, Zivilgesellschaft und Konfliktbearbeitung und damit eine Vielzahl von Perspektiven und Positionen. Er lädt dazu ein, ausgetretene Pfade zu verlassen, neue Sichtweisen einzunehmen und möglicherweise auch andere Wege im Umgang mit Konflikten zu gehen.
Illustration: Nora Kühnhausen
Satz & Layout: Karen Wolf
Projektberichte:
Migrationsbezogene Konflikte und der Wandel lokaler
Institutionen in Bebra, Leipzig und Gelsenkirchen
Mit den Projektberichten dokumentieren wir die empirische Forschung in den Fallstudien des Forschungsprojektes „Migrationsbezogene Konflikte als Herausforderung und Chance für institutionellen Wandel in groß- und kleinstädtischen Kontexten“. Das Projekt wird durchgeführt von der Fachhochschule Erfurt (Fallstudie Bebra) zusammen mit dem UFZ Leipzig (Fallstudie Leipzig) und der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (Fallstudie Gelsenkirchen). In drei Städten untersuchten wir rekonstruktiv Wirkung von Konflikten auf den Wandel von lokalen Institutionen in unterschiedlichen räumlichen Kontexten. Hierbei beschäftigten wir uns mit Konflikten im Zusammenhang mit der Errichtung eines syrisch-orthodoxen und eines muslimischen Gebetshauses, mit der Einführung und Entwicklung von Gremien politischer Interessenvertretungen von Migrant:innen sowie mit der lokalen Zuwanderung aus Süd-Ost-Europa.
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Working Paper:
Migrationsbezogene Konflikte als Impuls für demokratisches Lernen und institutionellen Wandel? Ein Literaturreview in drei Perspektiven.
Mit den Working Papers 1a, b und 2 veröffentlicht das Team des Forschungsprojekts MigraChance die Aufarbeitung einschlägiger Forschungsstände zur Fragestellung des Projekts. Wir fragen im Spiegel der Fachliteratur, inwiefern Konflikte, die im Zuge von Zuwanderung entstehen oder die in den Kontext von Zuwanderung gesetzt werden, sich plausibel als ein Stimulus für den Wandel lokaler Institutionen darstellen lassen. Dieses Literaturreview wird in drei Perspektiven unterteilt, die in je einem der Working Paper festgehalten sind.
Dass Konflikte dieses Potenzial haben, ist seit der Beantragung des Projektes im Sommer 2017 bis zur Veröffentlichung der Working Paper in 2019 zu einer Art Mainstreamthese geworden. In der Migrationsforschung werden Konflikte unter dem Schlagwort „Integrationsparadox“ uminterpretiert von einem Hinweis auf misslingende zu einem Zeichen für gelingende Integration (Treibel 2017; El-Mafaalani 2018). In der Konflikttheorie werden sie seit Jahrzehnten als integraler Bestandteil gesellschaftlichen Wandels angesehen.
Working Paper 1a befragt die Literatur der Konflikttheorien in Soziologie und Politikwissenschaft, wie die Entstehung und Wirkung von Konflikten konzeptualisiert wird. Dabei gehen wir auf unterschiedliche Definitionen von Konflikten und vorhandene Typologien ein.
Working Paper 1b widmet sich der weiten Landschaft der sozialwissenschaftlichen Migrationsforschung aus Soziologie, Politikwissenschaft, Kulturwissenschaft oder Geographie, in der die oben angesprochene Neucodierung von Konflikten von Zeichen misslingender Integration zu Zeichen gelingender Integration jüngst vorgeschlagen wurde. Hier betrachten wir auch Arbeiten, die sich mit Konflikten im Kontext von Zuwanderung auf der lokalen Ebene beschäftigen.
Working Paper 2 betrachtet Arbeiten rund um den institutionellen Wandel und fragt hier welche Rolle Konflikten bislang zugesprochen wurde. Dazu werden politikwissenschaftliche Theorien zum institutionellen Wandel betrachtet, aber auch Berichte zum in den letzten Jahrzehnten erfolgten Wandel von lokalen Institutionen im Zuge von Zuwanderung, etwa als Ausländerbeiräte.
In der Summe der drei Working Paper zeigt sich, dass Konflikte ein ambivalenter Hoffnungsträger für institutionellen Wandel sind, nicht zuletzt, weil sie multidimensional verursacht werden und sich in ihren Wirkungen mit anderen Konfliktlinien überkreuzen. Wir hoffen, im Laufe des Projekts durch unsere integrierte Forschungsperspektive und nicht zuletzt über das in unseren empirischen Fallstudien produzierte Wissen Klärendes zu dieser Literatur- und Debattenlandschaft beitragen zu können.
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